It’s not good, it’s not bad, it’s just different …

… als ich diesen Spruch damals auf dem Vorbereitungsseminar gehört habe, habe ich mir nicht viel dabei gedacht. Nun ist dieser Spruch für mich eine Art Mantra geworden. Zumindest in manchen Situationen, wo ich nicht weiß, ob ich den Kopf schütteln soll, mir die Augen zuhalten soll oder einfach nur höflich lächeln und nicken soll. Hinter mir liegen bereits 3 Wochen College und fast 6 Wochen Amerika – wie die Zeit vergeht. Innerhalb dieser Zeit habe ich bereits einiges erlebt, gesehen und kennengelernt. Aufgefallen ist mir dabei vor allem, dass die Leute hier im Süden wenig (bis keine) Ahnung über Deutschland und Europa haben. Fragen wie „Ist es ungewohnt auf der rechten Seite der Straße zu fahren?“, „Habt ihr in Deutschland überhaupt Auswahl zwischen verschiedenen Lebensmitteln ?“ oder „Wie ist das Leben in Deutschland/Europa?“ sind ein Stück weit Teil meines Alltags geworden. Diejenigen, die aber meinen eine Ahnung von Deutschland zu haben, liegen dann meistens weit daneben oder aber das Wissen basiert auf Geschichten, die sie vor gefühlt 30 Jahren gehört haben. So zum Beispiel mein Klavierlehrer. Ein Mann, der einerseits nett ist und wirklich Ahnung von seinem Fach hat, der aber andererseits Aussagen macht, die ich hier lieber nicht erwähnen möchte. Nur so viel, natürlich weiß Barack Obama wer Angela Merkel ist und natürlich hat sich Deutschland seit dem Mauerfall verändert. Erstaunt war ich über meinen Business Professor, der mir in der ersten Stunde erzählt hat, dass er nichts über Deutschland und Europa weiß, und mich bat, ihm und meinen Mit-Studenten einen Eindruck vom Leben, der Wirtschaft, Politik, etc. dort zugeben und ihnen meine Sicht der Dinge erklären soll. Für einen Business Prof. ziemlich ungewohnt, da sollte man doch etwas Ahnung haben, oder? Als ich von unserem gut ausgebauten Schienennetz, dem Sozialversicherungssystem, unserem Schul- und Ausbildungssystem und weiteren Dingen erzählt habe, waren alle sehr überrascht. Einige meiner Mit-Studenten hätten nicht erwartet, dass wir so modern und fortschrittlich in vielen Bereichen sind. Tja, wir sind eben für manche Überraschungen gut – trotzdem kommen wir (laut Aussagen einiger Studenten) nicht an Amerika ran.

Abgesehen davon gefällt mir das College sehr gut. Insgesamt habe ich 10 Stunden Unterricht, der sich auf Dienstag und Donnerstag aufteilt. Montag- und Mittwochnachmittag arbeite ich als Volunteer in einem Kinderhort für Mädchen im Alter von 6 – 10 Jahren. Die Arbeit macht mir viel Spaß und gleichzeitig bekomme ich damit die Stunden für meinen Community Service.Freitag gönne ich mir dann einen Ruhetage und beginne das lange Wochenende – wer ko der ko :).

Abseits von College und Community Service bin ich viel unterwegs und erkunde meine Umgebung. Egal ob Städtebesichtigung, Shopping, Wandern, Schwimmen, Picknicken oder Kanu fahren, es gibt immer was zu tun. Vor allem das Kanufahren macht richtig Spaß. Hier habe ich auch bisher einen dieser Momente erlebt, von denen ich glaube, dass sie unser Jahr ausmachen. Vor etwa einer Woche war ich mit Sabrina, ihrer Familie und deren Freunden bei einem der regelmäßig stattfindenden Picknicks. Das Wetter war, wie immer, sehr gut und wir beschlossen ein bisschen Kanu zufahren. Wir paddelten munter los, fuhren ein ganzes Stück den Fluss runter und hatten unseren Spaß. Als wir uns schließlich auf den Rückweg machten waren 2 Stunden vergangen, der Himmel war voller Wolken und die Strömung vom Fluss hatte zugenommen. Circa 500 Meter vom „Ziel“ entfernt begann es dann zu allem Überfluss heftig zu donnern – super, wir waren mitten auf dem Fluss, hatten eh schon Schwierigkeiten das Kanu geradeaus zu steuern und dann noch Gewitter? Die Menschen am Ufer die „Get out, get out, lightnings are not far away“ schrien, machten es in dem Moment nicht besser. Wir bekamen alle ein bisschen Panik und versuchten weiter Richtung Ufer zu paddeln. Leider wurde das aber immer schwieriger und weil wir dann doch lieber uns, als das Kanu in Sicherheit bringen wollten, sprangen wir, komplett bekleidet (keiner von uns hatte daran gedacht, dass man ja Badesachen anziehen könnte), in den Fluss und begannen so schnell wir nur konnten zum Ufer zu schwimmen. Dort angekommen begann es 2 Minuten später zu regnen und die ersten Blitze liesen sich blicken. Da hatten wir also echt Glück!
(Das Kanu hat es übrigens auch heile ans Ufer geschafft)

Football verstehe ich auch immer besser und langsam aber sicher werde ich zum Number 1 Fan des High School Teams. Und natürlich unterstütze ich fleißig die amerkanische Wirtschaft – bei den Preisen muss man einfach zuschlagen 🙂

Ab nächstem Wochenende geht es dann endlich auf Erkundungstour in die etwas entfernteren Städte :)! Mehr dazu gibt es dann in meinem nächsten Blog.