Seit einer Woche lebe ich jetzt in Oak Ridge, einer kleinen Stadt mitten im wunderschönen Tennessee. Oak Ridge liegt inmitten eines Nationalparks auf dem Appalachen-Plateau etwa 30 Minuten von Knoxville (nächst größere Stadt) entfernt. Gegründet wurde Oak Ridge 1942. Damals war die Stadt unter den Namen Site-X oder Secret City bekannt und diente als Werkssiedlung des Manhattan Projekts. Nur wenige Menschen wurden zu dieser Zeit in die Stadt geholt, da man unter größter Geheimhaltung mit an der erste Atombombe baute. Diese Aufgabe teilte sich Oak Ridge mit den Städten Hanford und Los Alamos. Auch heute noch spielt die Geschichte eine bedeutsame Rolle in dieser Stadt. So sind das Oak Ridge National Laboratory (gehört zum Energieministerium der USA), der Y-12 National Security Complex und das stillgelegte Werk K-25 (Einrichtung zur Urananreicherung) wichtige Elemente der Stadt. Das American Museum of Science and Energy rundet das Gesamtbild ab.
Meine Gastfamilie ist sehr an mir, Deutschland, Bayern und München interessiert – was einiges schon mal erleichtert. Meine Gasteltern lebten von 1982 bis 1989 selber in Deutschland. Russel war damals als Soldat bei der US Air Force und Lise arbeitete als Krankenschwester. Gemeinsam mit ihren Kindern Deanna (16) und Matthew (14) sind sie im Sommer 2012 von Kalifornien nach Tennessee gezogen. Russel arbeitet als Reporter bei einer Lokalzeitung und Lise ist momentan noch für den Haushalt, die Kinder und die Tiere zuständig. Deanna und Matt gehen beide in die High School. Vom ersten Moment an habe ich mich sehr wohl und willkommen gefühlt. Meine neue Familie ist sehr nett, liebenswert und amerkanisch. Letzeres merkt man vor allem im Bezug auf Essen und Autos. Fast Food gibt es mindestens einmal die Woche. Gut, in Oak Ridge gibt es auch alles, was das Fast-Food-Herz begehrt. Kentucky Fried Chicken, Taco Bell, McDonalds, Burger King, iHop, Waffle House, Pie Five, etc. reihen sich Haus an Haus aneinander. Das Amerikaner zum Klimaschutz ein Verhältnis haben wie der Teufel zum Weihwasser, habe ich auch sehr schnell festgestellt. Zusammen mit Lise habe ich die gesamte Woche meine Gastgeschwister von der Schule abgeholt. Jedes Kind wird dort von seinen Eltern abgeholt, weil der berühmte gelbe School Bus dort nicht fährt. Und während die lieben Eltern in ihren (zum Teil großen) Autos auf ihren Nachwuchs warten, lassen sie den Motor einfach weiterlaufen. Das die Autoschlange von der Schule bis zur Straße, Entfernung ca. 700 Meter, reicht, sollte ich vielleicht noch erwähnen. Der Versuch darüber zu reden, und eventuell ein Umdenken herbeizuführen, scheiterte kläglich. Zu groß ist die Liebe zur Klimaanlage und die Angst während der 20 minütigen Wartezeit zu stark zu schwitzen.
– Abgesehen davon sind sie wirklich sehr sehr nett, helfen mir bei allem wo sie nur können und behandeln mich seit Anfang an wie ihre Tochter – besser kann es gar nicht sein :). Mit meiner Hostmum rede ich manchmal auch Deutsch, da sie das während ihrer Zeit in Deutschland gelernt hat. Die Hauptsprache ist aber immer noch Englisch. Nach nur 2 Wochen in Amerika merke ich auch schon, wie sich mein Englisch verbessert :).
Sonst gibt es nicht mehr so viel zu berichten. Meine Social Security Card habe ich beantragt, mein neues Auto steht vor der Tür, die Kurse am College sind gewählt (3 Businesskurse, 1 Sportkurs und Klavierstunden) und ein Job ist auch schon in Sicht. Ein Mountainbike habe ich auch, und bereits getestet. Langsam kann das College dann mal losgehen…
Obwohl meine Ankunft erst eine Woche zurückliegt, kommt mir die vergangene Zeit wie eine Ewigkeit vor. Für mich ist Oak Ridge der perfekte Ort und ich freue mich auf die kommende Zeit. Ich bin mir sicher, dass es großartig wird.
P.S.: Die Essensgewohnheiten der Familie versuche ich momentan übrigens zu ändern – bisweilen mit Erfolg.