Wer mich aus Deutschland kennt, der weiss, dass Autos und ich nicht immer unbedingt die besten Freunde sind. Umso groesser wurden die Augen allerseits, als ich erzaehlte, dass ich mir in den USA ein Auto kaufen wuerde. Ich glaube, manche meiner Leute hatten schon ein Bild von mir auf einem amerikanischen Highway in einer Situation a la Autoscooter im Kopf – immer diese Uebertreibungen;). Naja, in den USA jedenfalls ist man ohne Auto aufgeschmissen, denn oeffentliche Verkehrsmittel gibt es hier, wenn ueberhaupt, nur in Grossstaedten in angemessenem Masse. womit der Autokauf als High Importance Punkt auf meine ToDo-Liste fuer die ersten Tage aufgenommen wurde.
Da meine Family in der Nachbarschaft und auch sonst ziemlich gut im connections pflegen ist, war mein Buddy fuer das naechste Jahr schnell gefunden:
Darf ich vorstellen, ein Dodge Neon, BJ 2001, gerade mal knapp ueber 54,000 Meilen runter (fuer Amerikanische Verhaeltnisse ist das nix), in silber.

Da der Wagen seine letzten Jahre in der Garage verbracht hat, musste er noch zum Check up. Nach ein paar noetigen Arbeiten wurde er dann aber heute am spaeten Vormittag fahrbereit bei uns vor die Tuer gestellt.
Dachte ich zumindest. Erster Schock beim Anmachen: Kontrolllampen leuchten, Kacke. Zweiter Schock beim Losfahren: die Karre springt nicht an. Und dann kommt’s noch viel besser: unsere Einfahrt ist nicht ebenerdig und das Auto setzte sich ploetzlich rueckwaerts in Bewegung – die Bremse funktionierte nicht und an die Handbremse habe ich in meiner Panik gar nicht dran gedacht……….in der Ebene kam das Auto dann irgendwie zum Stehen und ich konnte meine Host Mum nervoes anrufen. Und siehe da, dem guten alten Vorfuereffekt sei dank, sprang die Karre an, die Lampen erloschen und ich konnte sowohl Bremse als auch Gaspedel betaetigen. Bitte fragt mich jetzt nicht, was da passiert ist, oder wie oder warum – ich weiss es nicht……
Jedenfalls habe ich es dann dank GPS heile mit meinem Auto zunaechst zur Tankstelle und dann zum eigentlichen Ziel, dem College geschafft, und habe mich dabei nur ein paar Mal verfahren – ich koennte aber auch schwoeren, dass das GPS gestern bei der Probefahrt mit meinen Hosts, die ich netterweise in einem ihrer Autos mit ihnen im Schlepptau absolvieren durfte, einen anderen Weg gewaehlt hat. Naja, somit hatte ich u.a. die Gelegenheit, einen Schulparkplatz zu erkunden, da war ich naemlich faelschlicherweise eine zu frueh abgebogen. Dafuer habe ich mich im College super zurecht gefunden, es gibt also auch fuer den Verkehr noch Hoffnung;). Auf dem Rueckweg jedenfalls lief es schon deutlich reibungsloser.
Hier ist im Strassenverkehr aber auch ziemlich viel anders:
- sie messen nicht in km und km/h, sondern miles und mph, weshalb ich sowohl die Tempoangaben als auch die Navianzeigen nicht immer so ganz einschaetzen kann
- man darf, solange es nicht explizit durch ein Schild verboten wird, an roten Ampeln rechts abbiegen, sofern man vorher stoppt und sich vergewissert, dass die Strasse frei ist, aber Achtung: nur beim Rechtsabbiegen, niemals beim Linksabbiegen!
- an Strassenecken gibt es superinteressante Vorfahrtsregeln, nicht einfach schlicht rechts vor links, teilweise gilt, wer zuerst kommt, faehrt zuerst, teilweise stehen wild Stoppschilder herum, ich glaube, das dauert noch ein wenig, bis ich da durchsteige, aber hey, einfach alle fahren lassen und warten, bis die Strasse frei ist………
Vielleicht denken sich jetzt ein paar „was zur Hoelle macht sie da?!“ und ich meine, klar, solche Erlebnisse braucht man nicht jeden Tag, aber das gehoert nunmal dazu, wenn man in ein fremdes Land geht: man muss sich an alles erst gewoehnen, den Verkehr eingeschlossen. Auch wenn ich mich super wohl fuehle in meiner Host Family und sie alles dafuer tun, dass ich mich schnell einleben kann, manchmal gibt es eben auch bei mir diese Momente, wo ich mir komisch vorkomme. Andere Sprache, andere Gewohnheiten, andere Mentalitaet. Manchmal fuehlt man sich da einfach unsicher, ich bin schliesslich gerade mal 2 Wochen in den Staaten, da ist das denke ich normal.
Aber nun noch ein kleines Schmankerl zum Abschluss dieses Beitrags:

GO DODGE GO – With a „Q“ cause I am cute:)
Jap, das ist mein Nummernschild, zumindest ein Teil davon. Das Wahnwitzige ist: in den USA haben die Nummernschilder einen Sticker, der jeweils nur ein Jahr gueltig ist, d.h. man muss sein Auto jedes Jahr von Neuem registrieren lassen. Da kommt Freude im Geldbeutel auf;). Gegen Gebuehr kann man sich sogar Fantasiekennzeichen bestellen – nein, ich sage extra nicht Wunsch- sondern Fantasiekennzeichen, denn der Fantasie sind hier nahezu keine Grenzen gesetzt. Ich war jedenfalls nicht bereit, fuer meinen Namen oder irgendwas anderem am Auto eine Extragebuehr, die nicht eben mal ein paar Dollar sind, zu bezahlen, und somit habe ich dieses und bin zufrieden. Generell finde ich die Kennzeichen deutlich schoener als in Deutschland und sie haben durch das Bild von Lincoln und den Aufdruck des offiziellen Beinamens Illinois „Land of Lincoln“ sogar noch einen historischen Touch – wer mehr darueber erfahren moechte, einfach googeln;).
Das war’s erstmal wieder.
Bis bald, Marisa