Halb-Zeit fuer eine Zwischenbilanz………

Ja, nach mehreren Wochen Ruhe, gebe ich mal wieder ein Lebenszeichen von mir ab;). Aus besonderem Anlass, denn wie der Titel sagt, war vor wenigen Tagen Halbzeit. In bereits weniger als 180 Tagen werde ich somit meine beiden Fuesse wieder auf deutschen Boden setzen und meine Liebsten in die Arme schliessen koennen. Vorher heisst es aber erst noch 6 Monate, ok, ab morgen sind’s noch 5 Monate Praktikum absolvieren. Gluecklicherweise habe ich meinen Platz im Einkauf der amerikanischen Niederlassung eines deutschen Unternehmens, gerade mal 20 Minuten von meinem Wohnort hier in Illinois entfernt, gefunden. Sowohl ueber Gehalt, Arbeitszeiten als auch Kollegen kann ich mich nicht beschweren, wobei es ehrlich gesagt doch auch erstmal wieder ein wenig Eingewoehnung erfordert, denn wieder einmal ist alles neu.

Alles neu – genau mit diesem Gefuehl kam ich vor ziemlich genau 180 Tagen in New York an. Ich war bereit, bereit fuer ein Abenteuer fern der Heimat – neue Umgebung, neue Menschen, neues ICH?! Da nun Halbzeit ist, dachte ich mir, waere es mal Zeit fuer eine Zwischenbilanz.

Vor 180 Tagen habe ich mich voller Vorfreude in dieses Abenteuer gestuerzt und dachte, nichts und niemand kann mir meine 365 Tage USA vermiesen, denn das wird mein Jahr. Um ehrlich zu sein, war ich auch so blauaeugig und dachte, mir koennte so etwas wie Heimweh nicht passieren. Ja, DANKE Marisa, dazugelernt. Doch noch etwas habe ich gelernt: das ist alles normal.

Womit wir auch schon gleich beim Hauptthema waeren, denn ein Wort hat fuer mich innerhalb dieses Halbjahres bereits eine neue Bedeutung bekommen „normal“. Eigentlich ist nichts wirklich normal, wir empfinden Dinge nur als normal oder unnormal, dementsprechend ist es lediglich eine Bewertung von Dingen durch einzelne Menschen im Kontext bestimmter Einfluesse. Mir faellt es in manchen Dingen immer noch schwer, mich an das amerikanische „normal“ zu gewoehnen. Ja, ich esse anders, ja, ich rede anders, und ja, ich bewerte bestimmte Situationen anders. Ich glaube nicht, dass es schlecht ist, einmal diese Erfahrung zu machen, und sie laesst einen definitiv wachsen, aber teilweise kostet es doch auch Kraft, sich allen Situationen immer wieder neu zu stellen.

Ja, ein Auslandsjahr ist nicht bloss 365 Tage Party, was viele vorher erwarten. Klar, es ist eine Erfahrung fuers Leben, und ich moechte keine Sekunde missen, aber es gibt wie in jedem anderen Jahr auch bessere und schlechtere Tage. Es gibt die Tage, wo man einfach nur dankbar ist fuer alles, wo man sich voller Energie in Aktionen mit den neu gewonnen Freunden stuerzt, die schon so sehr zum Teil meines Lebens geworden sind, dass ich nicht mehr weiss, wie ich sie in 180 Tagen zuruecklassen soll, aber es gibt genauso die Tage, wo man aufwacht und die Menschen vermisst, die man 180 Tage vorher verlassen hat – allen voran meine Eltern.

Ich selbst bin in einer Familienkonstellation gelandet, die sich von meiner eigenen gewohnten sehr unterscheidet. Das hat seinen Reiz, definitiv, ist fuer mich manchmal aber schon fast eine Reizueberflutung. Hier ist immer Leben in der Bude, aber irgendwie macht sie gerade das auch liebenswert. Wenn deine beste Freundin in dein Haus kommt mit den Worten „Finally back, you guys are better than any TV show“, weisst du was du in 180 Tagen vermissen wirst;).

Und genau das ist es, was dieses Jahr ausmacht. Es ist ein Jahr mit 365 Tagen, mit 365 x 24h Erlebnis pur gefuellt mit Begegnungen, manche positiv und beeindruckend, manche negativ bis verstoerend, aber doch alle praegend.

Fuer mich heisst es in den naechsten 180 Tagen noch einiges mehr mitnehmen, Eindruecke sammeln und meine Lebensgeschichte weiterschreiben.

„Great thoughts come from the heart.“

In diesem Sinne, der Anpfiff ertoent, zweite Halbzeit beginnt, und abs ins Spiel, eure Marisa