Und sonst so?

Natürlich bin ich nicht nur unterwegs, sondern bleibe auch mal daheim – gibt hier ja auch genügend zu tun. Da mein Oktober sehr „busy“ wegen Mid-Term war, gibt es jetzt ein kleines Update, was sonst so passiert ist in der letzten Zeit – es hat sich nämlich ein bisschen was geändert.

College:

Mittlerweile heißt es am College Endspurt, die letzten vier Wochen sind angebrochen. Es läuft aber alles super, die A’s rasseln nur so durch und es ist interessant, die amerikanische Sicht auf die Weltwirtschaft kennenzulernen. Am meisten mag ich meine Speech-Class. Vor einer Woche habe ich dort meine ‚persuasive‘ Speech gegeben. Thema: „How studying abroad brings benefit to your life – why everyone should study abroad at one point in his/her academic career“. Das Thema lag/liegt mir sehr am Herzen, da viele meiner Mitstudenten keine Ahnung davon haben, dass sie auch im Ausland studieren können. Viele von ihnen haben auch noch nie Amerika bzw. Tennessee verlassen – als ich davon das erste Mal gehört habe, war ich sehr erstaunt. Während meiner Rechere habe ich aber herausgefunden, dass das gar keine Seltenheit ist. Nur 10 % der amerikanischen Studenten studieren während ihrer Studienzeit im Ausland. Damit liegt Amerika im Ranking der Länder, aus denen internationale Studenten kommen auf Platz 8. Deutschland liegt, hinter China und Indien, auf Platz 3. Berücksichtigt man, dass aus China und Indien die meisten Menschen unserer Bevölkerung kommen, ist das wirklich sehr gut.

Gastfamilie:

Mitte Oktober, zwei Tage nach meiner Rückkehr aus Denver, habe ich die Gastfamilie aufgrund einiger Probleme gewechselt. Da es sehr schwer ist Gastfamilien zu finden, lebe ich jetzt mit meinem College Coordinator und seiner Frau zusammen. Für mich ist diese Lösung ideal und ich fühle mich sehr wohl. Mittlerweile bin ich auch voll und ganz angekommen in Amerika und fühle mich wie Zuhause. Durch meine neue Familie habe ich nun auch mehr Leute in Oak Ridge kennengelernt. Freunde habe ich – endlich – auch gefunden. Das bringt mich dann auch gleich zu meinem zweiten Punkt.

Freunde:

Dieses Thema hat mich eine Menge Nerven und auch die ein oder andere Träne gekostet, da ich es mir wesentlich einfacher vorgestellt habe in Amerika Freunde zu finden. Wieso es so schwer war Freunde zu finden? Ich habe darüber lange nachgedacht und schließlich vier Gründe gefunden. Zum Einen liegt es daran, dass ich aus Deutschland im Umgang mit internationalen Studenten ganz anderes gewohnt war. Als ich durch eine Freundin Ende März die Erasmusstudenten aus Frankreich, Kanada und Amerika kennenlernte, war ich, wie alle anderen auch, total begeistert und wir hatten großes Interesse, mehr über das jeweilige Land zu erfahren. Weil die ‚international students‘ während ihrer Zeit ‚abroad‘ ja auch was erleben sollten, haben wir des Öfteren was mit ihnen unternommen. Mit der Erwartung, dass die Menschen in meiner neuen Heimat genauso an Deutschland und mir interessiert sind, wie wir es waren, bin ich in Oak Ridge angekommen – und wurde, wie schon erwähnt, schnell eines Besseren belehrt. Am Anfang war, bis auf meine Professoren und einige ältere Leute, niemand an mir oder meinem Herkunftsland interessiert. Auch sonst gab es eher wenig Gespräche. Erst nach fast einem Monat haben meine Mitstudenten dann mal gefragt, wie es denn so in Deutschland ist, wie ich es hier bis jetzt finde und was ich bis jetzt so gemacht habe.
Der zweite Grund ist meiner Meinung nach der, dass wir nur drei Internationale Studenten sind. Im Gegensatz zu anderen Teilnehmern, wo teilweise mehr also 100 Internationale Studenten an der Uni sind, mit denen man aufgrund der Tatsache, dass man in der gleichen Situation ist, sowieso von Anfang an eine ‚besondere Verbindung‘ hat, ist das also nichts. Natürlich haben wir ‚International Students‘ am College, gerade am Anfang, viel miteinander unternommen, aber man möchte ja auch gerne noch andere Leute kennenlernen.
Ein weiterer Grund ist, dass jeder, der am College studiert, nebenbei arbeitet um die hohen Kosten zu finanzieren. Da bleibt für Freizeit und Freunde nicht mehr viel Zeit übrig und schon gar nicht, um jemand ‚Fremden‘ seine Heimat zu zeigen. Der vierte und letzte Grund ist für mich gleichzeitig der verrückteste und krasseste. Im Gegensatz zu Deutschland, wo man eher schief angeschaut wird, wenn man mit 16 schon ein Kind hat, ist das hier in Tennessee völlig normal. Die meisten der Mädels am College haben kurz nach Graduation von der High School ihr erstes Kind bekommen. Die, die noch kein Kind haben, haben dann aber entweder seit Jahren einen Freund, sind schon verlobt oder gar verheiratet – was ist denn nur los mit euch, Leute?

Aber manchmal braucht es einfach Zeit, bis die Dinge gut werden und nach 3,5 Monaten habe ich, wie anfangs schon erwähnt, auch dank meiner Gastfamilie, Freunde gefunden. Jetzt habe ich auch hier meine Mädels, mit denen ich Dinge unternehmen kann. Und das Beste: sie haben keine Kinder, sind nicht verlobt, auch nicht verheiratet, lieben das Reisen genauso wie ich und waren alle schon zum studieren im Ausland – Volltreffer! 🙂

Und zum Abschluss noch etwas über die Leute hier.

Die Amerikaner:

Es ist schwer eine Definition für „DEN Amerikaner“ zu finden. Die vorherschenden Klischees werden, wie bei uns auch, nicht von Jedem erfüllt. Klar gibt es diejenigen, die gerne und viel Fast-Food essen, etwas rundlich sind, die ihre Waffe lieben und große Autos fahren. Aber es gibt auch diejenigen, die viel Wert auf gutes und gesundes Essen legen, für die Sport eine hohe Priorität hat, die über die Waffenlobby den Kopf schütteln und die sich auch mit einem kleineren Auto zufrieden geben. Es gibt natürlich noch mehr Klischees und manche Klischees werden auch erfüllt, aber man kann sie eben nicht alle in einen Topf schmeißen. Jeder ist auf seine Weise „DER Amerikaner“.
Mit den Klischees werde ich mich aber in einem meiner nächsten Beiträge nochmal ausführlich auseinander setzen und versuchen, Antworten auf die bekanntesten Klischees zu geben.

Eines aber haben sie dann doch alle gemeinsam: Erzählt man ihnen, dass man aus Deutschland kommt sind die Reaktionen immer „Oh you’re from Germany how awesome! My grand-grand-grandfather/grand-grand-grandmother was from Germany, too!“ oder „Oh you’re from Germany how awesome! I always wanted to go to Germany!“ – man muss unsere amerkanischen Freunde ja schon irgendwo lieben 😉

… und was die Politik bzw. die Wahlen momentan betrifft: Je näher die Wahl rückt, desto aufgregter werden die Leute. Aber bald wissen wir ja mehr und in meinem nächsten Blog berichte ich dann einmal ausführlich über die letzten Wochen vor der Wahl und wie das Ergebnis hier aufgenommen wurde.

Bis dahin, take care!

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